indische Sprachen

indische Sprachen
ịndische Sprachen,
 
die Sprachen des indischen Subkontinents; sie werden auf mehr als 1 500 Einzelsprachen geschätzt. Diese Vielzahl gliedert sich zum einen in 15 regional gebundene Hauptsprachen, deren Sprecherzahl bei den meisten über 20 Mio. liegt, zum anderen in eine Anzahl kleinerer Sprachen, die auf Rückzugsgebiete in Kerala, Madras, Andhra Pradesh, Madhya Pradesh, Orissa und Bihar beschränkt sind, sowie einige weitere Sprachgruppen mit geringer Sprecherzahl. Die größte Verbreitung hat die indoarische Sprachfamilie, zu der v. a. Hindi, die assamische Sprache, Bengali, Gujarati, Marathi, Oriya, Panjabi, Sindhi, Urdu und Singhalesisch gehören, die auch über eine jahrhundertealte literarische Tradition verfügen. Als Literatursprache hat das altindische Sanskrit bis in die Gegenwart eine große Bedeutung. Nur noch in der Literatur und auf Inschriften überlieferte Sprachen sind das Vedische als älteste Form der indoarischen Sprachen sowie, daraus hervorgegangen, Pali, die Prakrits (Magadhi, Ardhamagadhi, Maharashtri, Shauraseni) und die Apabhramsha. Weitere indoarische Sprachen auf dem indischen Subkontinent sind, seit dem 13. Jahrhundert auch als Literatursprachen bezeugt, Braj Bhasha, Rajasthani, Avadhi und Maithili, ferner Dialekte wie Bhojpuri und Bundeli sowie die Paharisprachen hauptsächlich mit Nepali.
 
Die zweitgrößte Sprachgruppe bilden die dravidischen Sprachen (Dravidas; heutiges Hauptverbreitungsgebiet: südlich des 19. Breitengrades). Die Völker mit dravidischen Sprachen müssen schon vor den Indogermanen (etwa 3000 v. Chr.) in Indien eingewandert sein. Zu den dravidischen Sprachen zählen neben den norddravidischen Restsprachen Brahui, Oraon und Malto das Zentraldravidische mit der Regionalsprache Telugu sowie den Kleinsprachen Condi, Kui, Kuvi, Kolami, Naiki, Ollari, Gadba und Parji sowie das Süddravidische mit den Regionalsprachen Tamil, Malayalam und Kannada sowie den Kleinsprachen Tulu, Kodagu, Kota und Toda. Außerdem gibt es weit über 100 Idiome, die v. a. den Mundasprachen, den dardischen Sprachen (neben der Regionalsprache Kaschmiri die Kafirsprachen), den iranischen Sprachen (mit Paschto) und den tibetobirmanischen Sprachen (das Tibetische, die Himalajasprachen, die assambirmanischen Sprachen; sinotibetische Sprachen) zuzuordnen sind.
 
 
G. A. Grierson: Linguistic survey of India, 11 Bde. in 19 Tlen. (Kalkutta 1903-28, Nachdr. Delhi 1967-73);
 M. Mayrhofer: Kurzgefaßtes etymolog. Wb. des Altind., 4 Bde. (1956-80);
 A. Thumb u. R. Hauschild: Hb. des Sanskrit, 2 Bde. (in 3 Tlen. 2-31958-59; Nachdr. Bd. 2 1978);
 J. Gonda: Old Indian (Leiden 1971);
 P. R. Brass: Language, religion and politics in North India (London 1974);
 G. A. Zograph: Die Sprachen Südasiens (a. d. Russ., Leipzig 1982);
 C. P. Masica: The Indo-Aryan languages (Neuausg. Cambridge 1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
indische Sprachen, Schriften und Literaturen
 

Universal-Lexikon. 2012.

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